Ein Stück Normalität am Hohenstein
Unser Sommerfest 2021

Ein langersehnter Tag beginnt, ein Tag zum Aufatmen, ein Tag, um zusammen wieder in Freiheit zu sein. Die Pandemie, die im März 2020 ihren Anfang nahm, ist an keinem von uns spurlos vorbeigegangen. Sie brachte viele Komplikationen, neue Gesetze, Maßnahmen und starke Einschränkungen mit sich. Die Sehnsucht nach einem Ende der immer strenger werdenden Maßnahmen wurde immer größer. Im Juni dieses Jahres war es dann endlich so weit: Die Inzidenz sank und die Maßnahmen wurden stufenweise gelockert. Das war für uns der Startschuss, ein Sommerfest zu planen, aber nicht nur irgendein Sommerfest – es sollte DAS Sommerfest 2021 werden.
Doch diesmal wollte unsere schöne Wohngemeinschaft Fley nicht allein feiern. Es sollte noch größer werden als vor zwei Jahren. Wir entschieden uns dazu, die Wohngemeinschaft Schöntal aus Wetter einzuladen und das Sommerfest mit uns zu gestalten und zu feiern. Was für ein großartiges Projekt stand vor uns, denn wir freuten uns darauf, wieder einmal mehr eine Gemeinschaft zu werden. Die Organisation begann, verschiedenste Mitarbeiter setzten sich zusammen und besprachen mit ihren Teamleitungen die Möglichkeiten und Umsetzungen. Die Vorbereitungen nahmen ihren Lauf und aus Ideen wurden Taten. Der Donnerstag am 08.07.2021 sollte der Tag werden. Das Wetter bedrohte das Vorhaben der gemeinsamen Wohngemeinschaften, die Vorhersagen waren sehr schwammig. Wird es regnen oder sollte sogar ein Gewitter auftreten? Davon haben wir uns nicht unterkriegen lassen, wir fassten den gemeinsamen Entschluss, unser Fest trotz des Risikos stattfinden zu lassen.

Ein Aufbruch voller Vorfreude

Der große Tag kam, ein leicht bewölkter Himmel war zu beobachten mit 23 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit. Beim Betreten der Wohngemeinschaft in Hagen-Fley war die Vorfreude deutlich zu spüren. Die Mitarbeiter wie auch unsere Patienten waren erwartungsfroh und gut gestimmt für den heutigen Tag. Wir schwirrten wie die Bienen im Bienenstock und versorgten die Patienten mit Mobilisationen in die Rollstühle, die Taschen zur Vorsorge wurden gepackt und bereitgestellt. Die Zeit verging und unsere Patienten versammelten sich im Aufenthaltsraum, ein Grinsen nach dem anderen war zu beobachten. Die Spannung stieg an und da schellte schon das Busunternehmen, bereit zur Abfahrt nach Witten Hohenstein.
Dort angekommen, ging es auf die weite grüne Wiese. Ein leichter warmer Wind wehte, eine wohltuende Stille war wahrzunehmen, wir versammelten uns nach und nach. Die Patienten und das Team der Wohngemeinschaft Schöntal in Wetter kam dazu und wir bauten gemeinsam das große Buffet und die dazugehörigen Sitzmöglichkeiten auf. Das Buffet wurde feierlich eröffnet, es gab eine Vielzahl an Speisen und Getränken, ein großer Dank geht an alle Mitarbeiter, die etwas mitgebracht haben. Die Stimmung war fröhlich und entspannt und das Lachen ertönte über die weite Wiese. Mitarbeiter und Patienten tauschten sich aus und neue Kontakte zwischen den Wohngemeinschaften Fley und Schöntal wurden geknüpft. Einige von uns wandten sich dem Federballsport zu, es war herrlich zu beobachten. Besucher hatten wir auch, ein großes Wiedersehen verschiedenster Mitarbeiter aus der Elternzeit fand statt und auch ehemalige Patienten besuchten uns und nahmen an unserem gemeinsamen Fest teil.

Ein Abschiedsritual für unsere geschätzte Mitarbeiterin

Freude und Traurigkeit liegen nah aneinander, denn wir haben heute unsere verstorbene Kollegin nochmals mit einem Ritual gemeinsam mit dem Team Schöntal verabschiedet. Wir bildeten einen Kreis, unsere Teamleitungen aus Fley und Schöntal sagten ein paar Worte, die Zeit stand still. Die Anteilnahme war groß, ein Zittern in der Stimme war wahrzunehmen, ein Moment der Emotionen übernahm die Kontrolle. Einen Ballon in Form eines Schmetterlings haben wir gemeinsam in den Himmel aufsteigen lassen, auf das er sie erreichen wird. Im Anschluss wurde zum Abschied „Despacito“, das Lieblingslied unserer geschätzten Mitarbeiterin, abgespielt. Mit Tränen in den Augen und dem Herzen in der Hand waren wir gemeinsam füreinander da.

Eine neugierige Ziege sorgt für das Highlight des Tages

Das Sommerfest ging weiter und wir bewegten uns zu den Ziegen, Schweinen und Rehen. Andere von uns besuchten das Denkmal Hohenstein und genossen die Ruhe und den Ausblick ins Ruhrtal mitsamt schönem Wetter. Es war ein holpriger Weg über die Pflastersteine mit den Rollstühlen, was wieder ein großes Lachen erzeugte und die Patienten lachten mit uns. Bei den Tieren angekommen, entdeckte uns eine sehr neugierige Ziege. Sie war von den Sauerstoffschläuchen einer Patientin derart angezogen, dass sie unbedingt einen der Schläuche probieren musste. Voller Tatendrang schaffte es die Kollegin das Attentat der Ziege mit Mühe und Not zu vereiteln, eines der Highlights unseres Tages. Bei den Schweinen und Rehen verlief es deutlich entspannter. Zurück auf der großen Wiese, wo das Sommerfest begonnen hatte, genossen wir die restliche Zeit miteinander.

Um ca. 14 Uhr holte uns der Rollstuhlbus ab und wir traten den Weg zurück in unsere Wohngemeinschaften an. Eine freudige Stille war vorhanden, einige schliefen bei der Fahrt zurück ein. Ein gutes Zeichen für einen schönen ereignisreichen Tag.

Wir danken allen, die da waren und das Fest zu dem gemacht haben, was es war: Unser gemeinsames Sommerfest 2021.

Geschrieben von Francesco Finamore und Daniel Willmer

Viele Menschen auf einer Wiese